Neurophysiologen warnen vor Überbelastung und Nierenschäden

Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) rät von EMS-Training im Breitensport ab: Die Methode sollte nur unter Anleitung ausgebildeter Sportmediziner und Physiotherapeuten zum Einsatz kommen.

Hintergrund für die Empfehlung ist die Gefahr, dass Freizeitsportler die Belastungen für den Körper durch durch das EMS Training unterschätzen.
Professor Dr. med. Stefan Knecht, Chefarzt der Klinik für Neurologie, St. Mauritius Therapieklinik, Meerbusch und Pressesprecher der DGKN führt aus: „Während Ärzte und Physiotherapeuten in dieser Methode ausgebildet wurden, ist das Personal in Fitnessstudios aber oft nicht ausreichend geschult, um die Belastung richtig einzuschätzen. Der geringe Aufwand ist tückisch und kann dazu verleiten, häufiger oder ausgiebiger zu trainieren als empfohlen“, sagt Knecht. „Das EMS-Training sollte höchstens ein- bis maximal zweimal pro Woche absolviert werden“.

Ein zu intensives Krafttraining führt zu einer erhöhten Ausschüttung der Creatin-Kinase (CK), einem Enzym, das die Muskeln mit Energie versorgt. Wissenschaftler der Sporthochschule Köln haben herausgefunden, dass der Anstieg der CK beim EMS-Training bis zu 18 Mal höher ist als beim herkömmlichen Training. Diese Extremwerte können in Einzelfällen zu Nierenschädigungen führen. Im Zweifel gilt: Wer nach dem Training Schmerzen, Herzrasen oder ein Schwächegefühl verspürt, sollte den Arzt aufsuchen.

Beim EMS-Training bringt die Intensität die Gefahr. Neben ausreichenden Erholungsphasen zwischen den Trainingseinheiten ist auch eine angemessene Stromintensität wichtig. „Geschultes Personal muss die Stromintensität überwachen und die Trainer müssen auf die Gefahr des Übertrainierens hinweisen“, betont der DGKN-Pressesprecher. Außerdem wichtig für die Nierenfunktion: Ausreichend trinken.

„Das EMS-Training ist nicht geeignet, um bequem und ohne Anstrengung in Form zu kommen, denn der Trainingseffekt ist nicht bewiesen und bei falscher Anwendung ist die Methode sogar riskant“, resümiert Knecht. Er empfiehlt: ein reguläres Fitnesstraining – das ist effektiv und sicher.

Quelle:
Original-Artikel: Medizin Aspekte

Speicher, U, Nowak, S, Schmithüsen, J, Kleinöder, H & Mester, J 2010, Kurz- und langfristige Trainingseffekte durch mechanische und elektrische Stimulation auf kraftdiagnostische Parameter. in J Fischer (Hrsg.), BISp-Jahrbuch Forschungsförderung 2008/2009. Bundesinstitut für Sportwissenschaft, Bonn, S. 103-115.